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Die Grundlinie zwischen Speyer und Oggersheim

Bei der Suche nach alten Kilometersteinen in der Pfalz fand ich rein zufällig den “Basispunkt Speyer”, das gesamter Vermessungsprojekt kannte ich schon länger von einer Ausstellung des Landesvermessungsamtes in Bad Dürkheim. Ich habe dann natürlich beide Steine und beide Kirchen per Rad aufgesucht und meine Fotos aufgenommen.

Im Jahr 1819 wurde die Grundlinie zwischen Oggersheim und Speyer von der “Königlich bayrischen Landesvermessung” exakt vermessen. Die Eckpunkte der Linie waren (und sind) der Südwestturm der Wallfahrtskirche Oggersheim und der Nordostturm des Speyerer Doms. Diese Strecke wollte man möglichst genau in ihrer Länge vermessen, um darauf mit  weiteren Vermessungen aufsetzen zu können.

Ein möglichst großer Teil dieser Strecke sollte wirklich “mit einem Metermaß” abgemessen werden, in der Nähe der beiden Endpunkte war dieses Verfahren wegen der vorhandenen Bebauung nicht anwendbar. Also musste man per optischer Vermessung zwei Punkte auf der Linie festlegen, die dann als eigentliche Basis bzw. Endpunkte für die genaue Vermesung dienten. Die beiden Kirchtürme sind wegen ihrer Höhe immer erkennbar. Und die eigentliche Linie darf natürlich nicht bebaut sein …

 

Die nördlichen Punkte mit Kirche und Basisstein (LU-Oggersheim)

Kartenausschnitt von Google-Maps

Die südlichen Punkte mit Basisstein und Dom (Speyer)

Diese manuelle Vermessung wurde mit sehr genauen Messstangen vorgenommen. Die Eisenstangen von bekannter Länge (ca, 4 Meter) wurden auf Stegen hintereinander verlegt, die Horizontallage per Wasserwaage überprüft , die Ausdehnung der Balken durch die Temperatur und die Breite der unvermeidbaren Spalte zwischen zwei Balken durch einen Meßkeil festgestellt und rechnerisch berücksichtigt. In dem überlieferten Meßprotokoll der einzelnen Meßlagen (1 Meßlage = 5 Stangen) finden sich 5 Nachkommastellen hinter dem Meter. Auch Höhendifferenzen und die Erdkrümmung wurden berücksichtigt.

Thaddäus Lämmle ermittelte 1819 eine Entfernung zwischen den Basispunkten von 15.325,739 Metern, eine Nachmessung mit Satellitenunterstützung ergab 1996 eine Entfernung von 15.325,324 Metern. Da hatte einer mit seinen 5 geeichten Messstangen ordentlich gearbeitet.

Eine ausführliche Darstellung dieser Vermessung findet man in der Festschrift “Die Grundlinie zwischen Speyer und Oggersheim”, Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz, 1997, ISBN 3-89637-332-3.

Kilometersteine in der Pfalz

In der Vorderpfalz gibt es noch einige “alte” Kilometersteine, meist aus dem 19. Jahrhundert. Ich werde mal bei meinen Radtouren darauf achten und die gefundenen Exemplare fotografieren.

Und was habe ich gelernt: Das Straßennetz hat sich in den letzten 100/200 Jahren doch stark verändert und/oder es wurde stark erweitert.

Unsere Vorfahren waren wohl nicht so reiselustig ….

Hinter der Karte sind dann die Bilder zu finden. Oder man benutzt die Markierungen auf der Karte, und kommt dann direkt zu dem jeweiligen Bildersatz. Die Steine sind mit GPS eingemessen und die Genauigkeit liegt bei 5-10 Metern. Man sollte also die Kilometersteine leicht auffinden können.

Zusätzlich pflege ich auch eine Karte für GoogleMaps. Hier entfällt meine Beschränkung “per Rad erkundet”, nur die Beschränkung “Pfalz” bleibt. Diese Karte ist allerdings noch nicht fertig oder wird auch nie richtig fertig werden.

Bedeutung der Farben in meiner Google-Karte:
Blau = Stein selbst an diesem Ort gesehen
Rot = Eigene Sichtung fehlt noch, aber zuverlässige Quelle
Grün: Sonderfälle (Museum, Straßenmeisterei, Stein fehlt ….)

Ich versuche zusätzlich die Steine in “OpenStreetMap.org” mit dem Tag “historical milestone” einzutragen.

Vorab: Den “Kilometerstein 15” in Haßloch gibt es nicht mehr. Er stand wohl in der Rennbahnstraße vor den Häusern 7 / 9 und ging dann bei Straßenbauarbeiten unter. Die Kilometersteine 5, 10, 15 und 20 an der B39 zwischen Speyer und Neustadt sind nicht mehr vorhanden. Aber es gibt Karten und Zeitzeugen ….

Haßloch – Aumühle (49.3188N, 8.3005E):

 

Speyer – Iggelheim (49.3461N, 8.3689E):

  

Geinsheim – Neustadt (49.3116N, 8.2399E):
Der Stein wurde im Juli 2020 an der B39 (Ortsumgehung) wieder aufgestellt.

Geinsheim – Duttweiler (49.3010N, 8.2365E):

  

Meckenheim – Mußbach (49.3951N, 8.2312E):

Hochdorf – Dannstadt (49.4190N, 8.2818E):

  

Mußbach – Deidesheim (49.3800N, 8.1751E):

  

Rödersheim – Gönnheim (49.4409N, 8.2449E):

  

Iggelheim – Speyer (49.3635N, 8.3093E):

  

Iggelheim – Schifferstadt (49.3749N, 8.3172E):

  

Schifferstadt – Dannstadt (49.4054N, 8.3443E):

  

Gommersheim – Altdorf (49.2912N, 8.2373E):

  

Friedelsheim – Dürkheim (49.4509N, 8.1914E):

  

Schifferstadt – Speyer (49.3714N, 8.3825E):

 

Mutterstadt – Dannstadt (49.4397N, 8.3416E):

  

Böhl – Hochdorf (49.4029N, 8.2814E):

  

Diedesfeld – Hambach (49.3252N, 8.1359E):

  

Hambach – Lachen (49.3299N, 8.1484E):

  

Venningen – Kirrweiler (49.2868N, 8.1729E):

Venningen – Edenkoben (49.2839N, 8.1699E):

  

Altdorf – Lachen (49.2878N, 8.2096E):

 

Mutterstadt – Schifferstadt (49.4327N, 8.3570E):

 

Mutterstadt – Limburgerhof (49.4339N, 8.3640E):

  

Limburgerhof – Speyer (49.4203N, 8.3951E):

  

Waldsee – Speyer (49.3842N, 8.4378E):

 

Altrip – Ludwigshafen (49.3617N, 8.4233E):

 

Speyer – Mutterstadt (49.3617N, 8.4233E):

Haßloch – Mussbach (49.3651N, 8.1883E):

Großfischlingen – Essingen (49.2432N 8.1730E):

Rhodt u.R. – Edenkoben (49.2719N 8.1163E):

Die Bilder sind nicht unbedingt schief, es sind eher die Steine, die sich in den vielen Jahren geneigt haben.

Römerberg (B9)(49.2923N 8.3822E):
Der Stein liegt neben seinem Sockel. Der LBM Speyer kennt den Fall und verspricht Abhilfe.

Zwei Kilometersteine befinden sich auf dem Hof der Straßenmeisterei Neustadt in sicherer Verwahrung:

20 Kilometer (B39 / A65 ?):

5 Kilometer (???):

Und zum Abschluss ein interessanter Kilometerstein am Rhein:

Myriameterstein 23 bei Speyer (49.2993N, 8.4837E):

   

Die Myriametersteine (M = Myriameter = 10.000 m) wurden nach der Rheinkonferenz von 1864 und einer neuen Rheinvermessung alle 10 km gesetzt und sind noch zahlreich erhalten.

Der Rhein wurde damals von Basel aus gemessen, heute dient die Brücke von Konstanz als Nullpunkt. 23,000 M bis Basel, 59,445 M bis Amsterdam. Die Entfernungen zur jeweiligen Landesgrenze (an den Seiten des Steins) orientierten sich natürlich an den Ländergrenzen vor 1870. Also 4,137 M bis zur Grenze im Süden (Elsaß) und 4,434 M bis zur Grenze im Norden (Großherzogtum Hessen, linksrheinisch kurz vor Worms). XXIII ist die Durchnummerierung, AP bezeichnet die Höhe über dem Amsterdamer Pegel, hier also 97,650 m.

Der glückliche Finder:

Literatur: Rudolf Wild, Die alten Stunden- und Kilometersteine im Landkreis Südliche Weinstraße, Heimatjahrbuch Südliche Weinstraße 1999, S. 151 – 154

Und seit 2020 das Buch von Martin Wenz “Die Stunden- und Kilometersteine an den Straßen der Bayerischen Pfalz” ISBN: 978-3-932155-43-7